Es ist einfach nicht zu glauben, ich muss mich doch versehen und in den Zeiten verrechnet haben, das ist bestimmt der Schlafentzug der letzten Wochen.
In etwa so waren meine Gedanken am letzten der insgesamt sieben Fahrtage der Hellas Rally 2019 in Griechenland, Karpenissi. Aber es stimmt, 41 Minuten Vorsprung zum nächsten Fahrer meiner Wertungsklasse. Somit musste ich am letzten der sieben Wertungs- und Fahrtage „einfach“ nur noch unbeschadet ins Ziel rollen.
Aber zurück zum Anfang. Wir schreiben die Zeitrechnung zwei Wochen vor meiner ersten Rallye als junger Rallye Fahrer. An meiner neu aufgebauten Suzuki DR 650 Rallye Baujahr 1993 muss allerdings noch viel Hand angelegt werden. Erst einmal alles raus was unnötig, also zum Erhalt der Straßenzulassung ist. Außerdem würde dieser unnötige Ballast im schlimmsten Fall ja nur kaputt gehen. Als nächstes auf der Liste steht eine neue Kupplung, zwei neue Kipphebel und eine neue Nockenwelle. Zudem kommen noch Crossreifen mit speziellem Rallye Mousse, eine neue Bremsscheibe und das Neuverdrahten des Kabelbaumes für die Navigationsinstrumente hinzu.
Man gewöhnt sich irgendwann dann auch an wenig Schlaf. Zumindest rede ich mir dies immer wieder ein. Denn sieben Tage im Rallyemodus erfordern sowieso Durchhaltevermögen, also: Train hard or go home... oder doch eher work hard? Jedenfalls standen am Tag der Abreise mittags alle drei Rallyemotorräder des Hessler Rallye Teams perfekt für die anstehenden Strapazen bereit. Neben meinem Motorrad waren eine Suzuki DR Big Rallye und ein Suzuki V-Strom Dessert Express Rallye Raid Prototyp im Team dabei. Jetzt heisst es doppelt so schnell schlafen wie sonst, damit wir am nächsten Morgen die 2200km nach Griechenland an einem Stück abfahren können.